Die im "1. Karate Kick Box Club Union Wiener Neustadt" unterrichteten Kampfkünste gehen auf die alten Kriegskunsttraditionen (Kobujutsu) Japans und Okinawa zurück. Sie basieren auf einer soliden körperschulenden Grundlage (Taijutsu), die in den Praktiken des Yoga und der Bionik des Altertums wurzelt und heute durch moderne sportwissenschaftliche Erkenntnisse ergänzt wird. Darauf aufbauend werden die Schüler nach und nach mit Schlag-, Tritt-, Hebel- und Wurftechniken und dem Gebrauch von Waffen (Schwert, Stock, Tonfa...) vertraut gemacht. Begleitet werden diese Methoden von Gleichgewichtsübungen (Neri) und sensorischen Übungen (Kakie Te). All diese Elemente sind in alten, genau festgelegten Übungskomplexen (Kata) überliefert und müssen durch eingehende Analyse (Bunkai) entschlüsselt werden. Dabei messen wir den verschiedenen Formen von Partner- und Kampfübungen (Kumite) im Stand und am Boden entscheidende Bedeutung bei. Die Anwendungen erscheinen daher naturgemäß weicher und fließender, als in den versportlichten Systemen.
Einen weiteren, zentralen Aspekt vor allem des Kata- Trainings stellt die Atemregulation (Kokyo-ho) und damit eng verbunden die Fähigkeit zur Lenkung der Lebensenergie (jap. Ki Jutsu; chin. Chi Gong;) dar. Sie dient im Verbund mit Medidationspraktiken der Erhaltung beziehungsweise Verbesserung der Gesundheit, der Steigerung der körperlichen sowie der geistigen Leistungsfähigkeit und letztlich der Erlangung des unerschütterlichen Geistes (Mushin).
Unserer Ansicht nach, ist Kampfkunst- sei es mit oder ohne Waffen- mehr als eine bloße Aneinanderreihung von Techniken und mehr als schlichtes Gesundheitsturnen- sie berührt zahlreiche Aspekte; auch Disziplin, Verantwortungsbewußtsein, Höflichkeit, Toleranz und Offenheit spielen eine Rolle. Am Ende soll Kampfkunst vielleicht einen Weg (Do) aufzeigen, mit unseren Mitmenschen, unserer Umwelt aber auch mit uns selbst fertig zu werden - schlichtweg die Herausforderungen des täglichen Lebens zu meistern.
Wir fühlen uns dabei dem Pragmatismus der alten Kriegskünste verpflichtet und legen Wert darauf, frei von starren Dogmen zu sein. Im Training spiegelt sich dies unter Anderem darin wieder, daß den Schülern von Anfang an ein möglichst breites Spektrum an Techniken und Verfahren und schon früh die Möglichkeit zu individueller Entfaltung geboten wird. Ein Kampfkunstsystem stellt keine Momentaufnahme dar, sondern einen dynamischen Prozeß. Mit zunehmendem Alter und zunehmender Reife ändern sich auch die Motive, Kampfkunst zu betreiben. Um dem - auch unter Rücksichtnahme auf den Charakter des Übenden - Rechnung zu tragen, muß Kampfkunst auch in technischer Hinsicht der freien Interpretation Platz schaffen, da sie nur so zum Ausdruck und zum integrativen Bestandteil der Persönlichkeit und des Lebensweges des Kriegskünstlers wird.